Autokunst

Wenn Leidenschaft mit einer Vision zusammentrifft, entsteht meistens etwas Spannendes. Wie zum Beispiel vor einigen Jahren, als ich mit dem Projekt1310 ein automobiles Kunstprojekt initiiert habe.

Damals, im Jahr 2015, wollte ich die Freizeitpionier-Philosophie, mit der ich bisher nur literarisch gearbeitet hatte, auch über einen anderen Kanal thematisieren. Etwas ganz anderes als ein Buch. Als Automobil-Fan hatte ich den Plan ein eigenes »Freizeitpionier-Auto« zu kreieren – und damit meine Vision als Kunstschaffender mit meiner Leidenschaft für Oldtimer in Verbindung zu bringen.

Dafür brauchte ich erst einmal ein geeignetes Auto. Kein Modell das man an jeder Straßenecke findet. Ein auffälliges Auto sollte es sein – geeignet, sämtliche Blicke auf sich zu ziehen. Bei der Suche fühlte ich mich von einem Dacia 1310 (namensgebend für das Kunstprojekt) besonders angesprochen … und habe mich in weiterer Folge für dieses Auto entschieden.

Aber wie wird aus einem alten Auto eigentlich ein Kunstobjekt? Kurz und bündig: Indem man es in Szene setzt und ein Statement daraus macht.

Ein Statement. Genau das ist unser Dacia geworden: Ein Statement gegen Verschwendung; gegen Konsumwahn. Gegen eine ausufernde Dichte an behördlichen Vorschriften, die sehr hohe Standards vorschreiben und damit zum Konsum zwingen.

Inwiefern das mit der Freizeitpionier-Philosophie zu tun hat? Ganz einfach: Du tust dich denkbar schwer damit deinen Lebenstraum zu verwirklichen, bzw. zu (er)leben, wenn du ständig damit beschäftigt bist die hohen Standards zu erfüllen (zu erwirtschaften), die andere von dir erwarten bzw. fordern.

Das Thema »Auto« ist ein sehr gutes Beispiel dafür: Wie viele Jahresgehälter wendet der durchschnittliche EU-Bürger im Lauf des Lebens eigentlich für die private Mobilität auf? Wie viel von diesem Aufwand dient rein dazu, die Arbeitsstelle zu erreichen, die notwendig ist, um diesen Aufwand bezahlen zu können?

Dabei wäre dieser hohe Aufwand gar nicht notwendig: Müsste das Auto nur fahren und nicht zusätzlich noch als Statussymbol, Lifestyle-Produkt oder fahrendes Wohnzimmer dienen, dann wäre der Kauf und der Unterhalt eines Autos für den Privatmenschen deutlich leichter zu tragen. Vor allem dann, wenn die Behörden wieder einfachere Autos zuließen, die nicht mit elektronischen Helfern vollgepackt sein müssen. Natürlich wäre es auch spannend einmal darüber nachzudenken, dass man durchaus auch Arbeitsleistung erbringen kann, ohne 5 Tage pro Woche zwischen Zuhause und Arbeitsplatz hin und her zu pendeln.

Genau bei diesen Punkten setzte das Projekt1310 ursprünglich an: Es zeigte ein funktionstüchtiges Auto, das als alltägliches Fortbewegungsmittel in der heutigen Zeit nicht mehr denkbar war. Weil die Leute sich mit einem so einfach aufgebauten Auto längst nicht mehr zufriedengeben – und weil die Behörden so einfach konstruierte Autos auf den Straßen auch gar nicht mehr tolerieren (gepflegte Oldtimer ja, aber keine Autos, denen ihr Alter anzusehen ist). Auch scheint der Gedanke festgefahren, dass man Montag bis Freitag an einem Arbeitsplatz zu sein hat.

Die Erstausstellung erfolgte am 2. Oktober 2015, am Campus der FH Burgenland. Ein Bericht über das automobile Kunstprojekt folgte prompt auf dem namhaften Automobil-Portal MotorTalk, wodurch der Dacia in den folgenden Monaten viel Aufmerksamkeit bekam.

In den kommenden zwei Jahren habe ich das Auto mehrmals öffentlich ausgestellt. Das Kunstprojekt bekam zudem eine eigene Facebook-Seite, die bald die 1.000 Abonnenten-Marke durchbrach.

Seit 2017 habe ich den Dacia allerdings nicht mehr ausgestellt. Dieses Dasein als Protestfigur war irgendwie nicht mehr seine Rolle – und meine auch nicht. Ich wollte mit dem Projekt ursprünglich gar nicht so sehr gegen etwas protestieren. Die eigentliche Absicht war schließlich zu inspirieren!

Ja, genau das ist der Punkt! Ich persönlich habe einen etwas anderen Zugang zum Thema »Kunst«: Mir geht es gar nicht so sehr darum, ein starkes Statement zu setzen – für mich bedeutet Kunst viel eher, Positives zu schaffen. Etwas, das die Welt insgesamt besser macht (und wenn auch nur einen sehr, sehr kleinen Bereich davon). Negatives tilgen oder aufzehren und Positives kreieren. Ästhetik herstellen. Das ist für mich wahre Kunst.

Genau auf dieser Basis soll auch die neue Ausrichtung des Projekt1310 erfolgen: Der Oldtimer verfügt ab Werk über eine Ästhetik, die heutige Modelle nicht mehr haben. Eine Ästhetik, die durch die optische Umgestaltung vor 6 Jahren noch verstärkt wird: Unser Dacia sieht aus wie ein Rennwagen aus längst vergangenen Zeiten. Sein bloßer Anblick zaubert vielen Menschen ein Lächeln ins Gesicht.

Das Auto trägt eine wichtige Botschaft: »Leb deinen Traum:Sei Freizeitpionier« Doch es ist viel effektiver und lebendiger, wenn Betrachter diese Botschaft nicht von der Motorhaube ablesen, sondern fühlen.

Genau das ist es, was unser Dacia künftig tun soll: Ein Lächeln ins Gesicht zaubern und ein Feeling erzeugen. Nicht mehr so viel protestieren, sondern hauptsächlich inspirieren!

Wenn das mal kein Statement ist …


Der Dacia1310 auf der Kunstmesse TRANSFORM ARTE in Eisenstadt
Foto: Thomas Sailer


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