Der digitale Euro kommt!

 Der »digitale Euro«. Plötzlich ist dieser Begriff in den Medien präsent. Welch ein Déjà-vu! Bereits 2014 verwendete ich in meinem Roman »Die Aktivistin« (seit 2019 »Die Aktivistin: Der Widerstand beginnt«) den Begriff »digitaler Euro« und schuf ein fiktives Szenario, in dem die EU-weite Abschaffung von Bargeld bereits unmittelbar bevorsteht. Nun hat die Europäische Zentralbank (EZB) verlautbart, dass ein »digitaler Euro« kommen soll.

Ist es also soweit? Tritt das Schreckensszenario jetzt ein, das ich vor Jahren in meinem Werk gezeichnet habe? Nun, ganz so ist es nicht – jedenfalls noch nicht: Der digitale Euro, den die EZB einführen möchte, unterscheidet sich von jenem »digitalen Euro«, den ich in meinem Buch thematisiere. Was tatsächlich kommen soll, darf man sich etwa wie Bitcoin vorstellen. Wir sprechen also von einer Alternative zu Bargeld, nicht aber von einer kompletten Währungsumstellung – wie sie im Roman stattfinden soll und von Johanna Perl bekämpft wird.

Das Bargeld bleibt also – und das ist auch gut so! Bargeld, das ist gedruckte Freiheit. Ohne Bargeld, werden wir für die Behörden praktisch vollkommen transparent. Wenngleich heute schon sehr viel bargeldlos bezahlt wird (und bereits zahlreiche Hemmnisse im Bargeldverkehr etabliert wurden, Stichwort: „Obergrenze für Zahlungen mit Bargeld“), gibt es eben nach wie vor die Möglichkeit, anonym zu bezahlen und damit keine Spuren zu hinterlassen.
Im ersten Moment mag es ja vollkommen egal scheinen, ob die Behörden nachsehen können, wann wir in welchem Kaffeehaus gewesen sind, wo wir eine Wurstsemmel gekauft haben, und so weiter – aber das ist es nicht! Im ersten Moment vielleicht nur aus Prinzip … aber man darf sich gewiss sein: Es würde in der Praxis sehr rasch zu weitreichenden Einschränkungen jenes Lebensstils führen, den wir kennen und schätzen.
Deswegen ist es in unser aller Interesse, bei Entwicklungen dieser Art sehr genau hinzusehen: Nur weil das Bargeld heute nicht abgeschafft wird, bedeutet das nicht, dass es nicht doch in ein paar Jahren plötzlich soweit ist … und das literarische Mahnmal, das ich vor Jahren geschaffen habe, tatsächlich Realität würde.

Aber ich will nicht schwarzmalen. In der Fiktion stimmt die Politik einstimmig Lobeshymnen auf die digitale Währung an … während die EZB in der Realität angibt, selbst gar nicht so angetan von dem Schritt zu sein, einen »digitalen Euro« einzuführen. Doch andererseits, wem soll man denn heute bitte noch etwas glauben? Rein theoretisch: Wer weiß, womöglich ist das nur eine Masche, um die bevorstehende Abschaffung von Bargeld zu verharmlosen?
Ich gehe nicht davon aus. Aber was weiß ich schon? Ich hätte mir Anfang Februar 2020 auch nicht gedacht, dass das Coronavirus bald weite Teile der Welt für einige Zeit lahmlegen würde. Ich bin eben Kunstschaffender, kein Hellseher.
Doch wie auch immer. Der Punkt ist: Wir müssen achtsam sein! Ein digitaler Euro als Alternative mag harmlos sein – weitere Einschränkungen im Bargeldverkehr, sofern sie kommen mögen, sind es hingegen nicht!
 
Natürlich ist nicht jede Modernisierung automatisch etwas Schlechtes, aber wir sollten uns auch nicht alles als Fortschritt bzw. jede Veränderung als eine Notwendigkeit verkaufen lassen. Bisher hat es mit Bargeld auch gut funktioniert. Wenn Bargeld den modernen Anforderungen nicht mehr genügt, dann sollten wir vielleicht eher auf die modernen Anforderungen verzichten, anstatt auf das Bargeld.
Auch wenn das Geld im Lauf der Zeit einem Wandel unterzogen ist – es muss in jedem Fall ein Zahlungsmittel bleiben und darf zu keinem (alternativlosen) Überwachungsinstrument werden. Die Verantwortung dafür liegt nicht bei der EZB – sondern bei uns!



Mehr zum Buch:


Quellen:

Der Standard: Erste Pläne der EZB für digitalen Euro

t3n: Der digitale Euro: Landet das Bargeld bald auf dem Abstellgleis?

Kurier: Kommt jetzt bald der digitale Euro?

Handelsblatt: EZB wendet sich an die Öffentlichkeit

finanzen.at: EZB entscheidet Mitte 2021 über digitalen Euro


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