Was ist ein Freizeitpionier?

In meiner Arbeit als Schriftsteller und Kunstschaffender gibt es einen grundlegenden Begriff, der immer wieder Fragen aufwirft: Freizeitpionier.

Diese Bezeichnung stammt von dem Titel meines ersten Romans »Der Freizeitpionier«, in dem ich die zugrundeliegende Idee erstmals bearbeite. Das Buch handelt von Ferdinand Grenzmann, der anfangs ziemlich unglücklich ist wegen seiner Lebensumstände – vor allem wegen seinem Job. In diese Lage ist er geraten, da er sein Leben bis dahin meist einfach so genommen hat, wie es war. Nachdem er den verhassten Job bei Ducker Druck verliert, beschließt er aber diese Chance zu nutzen und ab sofort sehr viel selbstbestimmter zu leben. Er wünscht sich Zeit für seine eigentlichen Interessen, auch wenn das vorerst bedeutet einige gesellschaftliche Tabus zu brechen (Arbeitslosigkeit, Weitergebrauch von alten, abgenutzten Gegenständen, etc.). So beginnt er, wohl ohne das anfangs selbst in vollem Umfang zu verstehen, die passenden Rahmenbedingungen für sein Leben zu schaffen.

Wer den Freizeitpionier liest, möchte womöglich meinen, das Buch ist ein Protest gegen die Wirtschaft, das gängige Arbeitszeitmodell und (Konsum-)gesellschaftliche Wertvorstellungen. Dieser Eindruck ist auch vollkommen korrekt: Dieses Buch zu schreiben, war mein persönliches Aufbegehren gegen diese Lebenswelt, in der ich selbst mich schlicht und einfach nicht wohlgefühlt habe.
Allerdings definiert das nicht den Begriff »Freizeitpionier« – es wäre falsch anzunehmen, ein Freizeitpionier sei jemand, der sich gegen gesellschaftliche Wertvorstellungen auflehnt, den Job kündigt und den Alltag fortan mit möglichst geringem Ressourcenaufwand bestreitet.

Auch die Annahme, dass Freizeitpioniere das Leben gerne leicht nehmen und Probleme erst gar nicht an sich heranlassen, ist sehr unzutreffend – denn Freizeitpioniere nehmen das Leben sogar sehr ernst. Allerdings werden sie durchaus analysieren, ob ein Problem „echt“ ist, oder eventuell nur zu einem solchen hochstilisiert wird.
Freizeitpioniere bevorzugen eine praktische Herangehensweise und schreiten rasch zur Tat, wenn es erforderlich ist. Sie sind gewissenhaft, achten aber darauf sich keine „Fleißaufgaben“ aufzuerlegen – sie fokussieren ihre Ziele und verlieren sich nicht in Aufgaben, deren Erledigung selbst ihnen keine Freude bereitet.
Freizeitpioniere tun was sie wollen – aber auf eine sehr disziplinierte und durchdachte Art und Weise: Sie stellen das was sie langfristig wollen über etwaige Versuchungen im Moment.

Damit ist gesagt, wie ein (idealer) Freizeitpionier sich verhält. Aber was genau definiert nun einen Freizeitpionier?
Freizeitpioniere wissen, dass das Leben großartig sein kann – und jeder einzelne von uns es für sich selbst in der Hand hat! Sie geben sich mit nichts geringerem als einem großartigen Leben zufrieden. Sie akzeptieren keine (dauerhafte) Lebenssituation, die nur ein Dasein aber kein erfülltes Leben ist.
Freizeitpionier sein, das bedeutet nach echter, individueller und nachhaltiger Erfüllung zu streben.

Man hört und sagt immer wieder, dass das Leben zwar manchmal seine schönen Momente hat, ansonsten aber eher mühselig und unspektakulär ist. So ist es auch für die meisten Menschen – und genau das ist der Punkt in dem sich Freizeitpioniere von der Norm unterscheiden! Sie akzeptieren keine Rahmenbedingungen, die sie nicht zufrieden stellen, sondern kreieren eine Atmosphäre, die jeden Tag großartige Momente bietet – und nicht nur alle heiligen Zeiten einmal einen Glücksmoment, der absolut betrachtet aber in einem Meer der Tristesse ersäuft.

Das Konzept »Freizeitpionier« ist in meinem Werk omnipräsent, keineswegs nur in meinem Debütroman. Alle Hauptcharaktere – Ferdinand Grenzmann, Akira Takeishi, Johanna Perl und Martin Eichendorf – eint, dass sie eine Vision haben (oder entwickeln) und ihre Lebenswelt gestalten wollen, anstatt den Status quo zu akzeptieren. Auch Charaktere wie Yamato Oshinaki oder Kaspar Petržalkov sind Freizeitpioniere, da sie seit Jahrzehnten ihre Träume leben.
Auch das 2015 von mir ins Leben gerufene Aktionskunstprojekt »Projekt1310« basiert auf dem Freizeitpionier-Gedanken.

»Leb deinen Traum - sei Freizeitpionier!« Aufschrift auf der Motorhaube des Projekt1310-Oldtimers
Photo:Thomas Sailer

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